Das Haus

Es ist eine interaktive Installation, in der aus „echten“ Materialien wie Backstein, Beton und Holz ein Haus gebaut wird. Dabei geht es nicht nur um die Fertigstellung des Hauses, sondern um den Prozess des Bauens im öffentlichen Raum, um die Auseinandersetzung mit Passanten und Anwohnern über die Frage was ist öffentlicher Raum/ was ist privater Raum? Wie kann öffentlicher Raum kollektiv genutzt werden, über das reine sich Bewegen in einem Transitraum hinaus?

In einem Transporter werden Baumaterialien zur Verfügung gestellt, die von der umliegenden Gegend in Berlin Brandenburg von verfallenen und leerstehenden Gebäuden eingesammelt wurden.

Die Performancegruppe Girl To Guerilla wird bei dem Bau des Hauses angeleitet, der auf der Straße im öffentlichen Raum stattfinden soll.

Der genaue Ort an dem die Aufbauten vorgenommen werden hängt von der Situation des Geländes Landsberger Allee 54 ab und von der Reaktion der dortigen Eigentümer auf unsere Anfrage dort einen Kulturstandort zu ermöglichen.

Das Projekt baut auf das Projekt „Red Block Colony“ auf, das im Sommer dieses Jahres stattgefunden hat, bei dem ein Dorf mit fünf Häusern auf der Straße aufgebaut wurde, als ein Ort zur Interaktion mit Nachbarn, Fußgängern, Bezirkspolitikern und Obdachlosen.

Es geht um den performativen Akt des Self-Empowering auf der Straße, der Idee dass Öffentlichkeit einem demokratischen Prozess unterliegt in dem die Mitmenschen nicht nur mit Sprache kommunizieren, sondern auch mit Materialien die verschiedene Werte und soziales Kapital darstellen.

Hinzu kommt der Aspekt, dass umliegende Häuser die brach liegen und als Baumaterialien Verwendung finden, aktiv einer Umstrukturierung unterzogen werden.

Der Vergleich von umliegenden Häusern, die Teil einer Umstrukturierung sind von Außen nach Innen, von Menschen und von Kapital, aber auch von Mentalitäten.

Vieles der Oberfläche der Stadt findet im Verborgenen statt. Dort setzt das Projekt an, um Verträge, Gesetze, Vererbungen und Kapitalströme zu thematisieren.

Was ist der Unterschied zwischen ob man einfach ein Haus baut oder ob man ein Grundstück besitzt, Kredite und Förderungen beantragt, Investoren einlädt eine ökonomische Sicht auf das Hausbauen hat? Was bedeutet ein Haus fern von Profitabilität?

Welche Mentalität entsteht bei dem Prozess des Bauens als eine erste Grenzziehung zwischen dem Ich und dem Anderen. Welche psychologischen Tatsachen werden geschaffen wenn man einen stillen Ort hat der sich von der bewegten Natur die ihn umgibt abgrenzt.

Was ist der Code der Stadt, wenn sich Konstellationen schaffen, die zwar teilweise historisch abgeleitet werden können, teilweise wirtschaftlich und politisch, aber die dennoch rein zufällige Relationen entstehen lassen, von unvorhersehbaren Ereignissen und Symbiosen.

Das Haus ist eine Symbiose, welche die Materialien der echten Natur entnimmt um sie wieder in die Natur, welche die Umgebung ist hinein zu pflanzen.

Welche Organik liegt hinter dieser Aktivität des Bauens? Inwiefern ist sie eine Kommunikation mit der Umwelt?: in dem wir Unterschiede in die Welt setzen machen wir Dinge sichtbar, die dadurch, genau wie die Unterschiede von Wörtern in einem Satz, Reaktionen bei denen Hervorrufen die sie wahrnehmen. Daher ist allein schon die Wahrnehmung davon dass ein Haus mitten auf der Straße gebaut wird eine Kommunikation die sich der Alltagssprache entzieht. Es ist kein Angriff und keine passive Aktivität, sie ist etwas dazwischen. Sie ist die reine Kommunikation, weil Kommunikation auf Unterschieden beruht.

Passend zu dem Thema der Demokratisierung von Umgebung fällt das Projekt in das Jahr der Demokratie, von 100 Jahren Räterepublik, um sich mit der Demokratisierung von Raum auseinanderzusetzen. Die Akteure werden das Self-Empowering von Bauen lernen und als ein zusammengefasstes kulturelles Ereignis der Kommunikation nutzen.

Wenn eine Gruppe von 10 Leuten zusammen ein Haus baut, mit Materialien und mit Handwerk, was erst erlernt wird und mit dem dann, direkt nach dem Lernvorgang, ein Haus gebaut werden kann, dann werden auch kulturelle Prozesse, die zunächst über Jahrhunderte gewachsen sind, in einem Zeitraffer abgefahren und in einem Experiment zusammengefasst. Natürlich kennt man vielleicht die Bauweisen von den Häusern in denen man aufgewachsen ist, dennoch durchlebt man den Prozess neu, indem man sich die Fähigkeiten und Konditionen aneignet, die aufgrund von langen Entwicklungen entstanden sind. In dieser Appropriationsart werden gesellschaftliche Prozesse sichtbar gemacht, die das Befreien von Zwängen der Konventionen, der Besitzhierarchien, die unsere Gesellschaft bestimmen, ermöglicht werden soll.

Es klingt zwar nach Anarchie ein Gebäude auf der Straße zu bauen, jedoch ist es schlicht eine Kunst die nichts mit Kunst zu tun hat. Man kennt die Aussage, dass die Kunst einen freien Raum schafft, der es zu legitimieren scheint sich mit Tabus auseinanderzusetzen die im täglichen Leben ehr lieber selten angesprochen werden. Dazu gehört das Aufschlüsseln von Privateigentum. Wie viel zählt es, dass der Reichtum unseres Landes auf der Unterdrückung von anderen Menschen, Ländern, Regionen basiert, auf der Kolonialisierung von Know-How, Bewertungen der „Öffentlichkeit“, falls es so etwas überhaupt gibt? Oder von konventionellen Wahrheiten, die über Generationen in Enklaven von erschaffen Grenzen, überhaupt erst möglich gemacht werden.

Durch die Eigenermächtigung des Bauens soll kommuniziert werden das man so etwas machen kann: In einem demokratischen Prozess auf der Straße sich selbst Umstände zu schaffen, die einem alles lebensnotwendige geben und noch viel mehr, die nicht notwendigerweise „nomadisch“ oder von „alternativen“ „Outsidern“ betrieben werden müssen, sondern von ganz „normalen“ Menschen im alltäglichen Raum.

Installation Red Block Colony - vor den Toren der Landsberger Allee 54 wird 10 Tage gewohnt, 2018

Installation Haus - aus Backsteinen die von 10 verfallenen Häusern am Rande Berlins zusammengesammelt sind, Wiesenburg Wedding, 2015

Bus Stop - Eine Bushaltestelle umgeben von Erde aus dem Kosovo, Ackerstadtpalast 2017

Fetisch - Ein Theater eröffnet für einen Tag Es wird eine Drehbühne hinein gebaut mit einem Fetischberg, Theater der Frohen Botschaft Lichtenberg, 2018

Zwek

Ist ein Künstler der sich in Rauminstallationen mit dem Phänomen des Bauens und der Hierarchisierung durch Räume auseinandersetzt. Seine Installationen sind szenisch angeordnet und phantasieren mit Realitäten die durch die Wahrnehmung der Zuschauer aktiviert werden.

Die Bauten nehmen dabei eine Rolle ein die mit den sich darin befindlichen Menschen interagiert und neue Perspektiven schafft.

https://www.zwek.net

Photoshop - die Schließung einer Galerie wird inszeniert, in der stattdessen ein bizarrer Fotoladen öffnet,

Schillerpalais, 2016

Power - Ein Theater wird mit Betonplatten ausgelegt, Ackerstadtpalast, 2016

Gate - In die Galerie Tschechisches Zentrum Berlin wird ein Magnetscanner gebaut der die Besucher scannt,

2018

Girl To Guerilla

Die Performancegruppe Girl To Guerilla hat ihren Hauptschwerpunkt in der Emersion durch performative Ereignisse. Sie gehen mit ihren Performances durch eine Inkurbation die oft im Alltag zusammen mit den Zuschauern beginnt und in Dystopien endet.

https://www.girl-to-guerilla.de

Reality Soap - Im TIK Theater in Friedrichshain wird ein Wohnzimmer aus Kaulsdorf hinein gebaut, in der die Performancegruppe Girl To Guerilla 1 Woche lang wohnt, 2016

LA 54

LA 54 ist ein Kollektiv, das sich mit der Urbanisierung der Gesellschaft auseinandersetzt. Sie setzen sich durch Kunst mit Politik und sozialen Umständen auseinander, und versuchen eine Plattform der Teilhabe zu schaffen.

https://www.la54.de